Mittwoch, Dezember 13, 2006

Bleibe Mensch, gerade heute!

Gestern fragte mich eine Kollegin, ob ich schon im Weihnachtsstress sei. Meine Antwort war schlicht und kurz, wozu?
Wir sehnen die Adventzeit herbei, freuen uns auf Weihnachten und wenn dann all das scheinbar Erhoffte eintritt, laufen wir wie aufgescheuchte Hühner umher, damit uns nur ja kein Sonderangebot und kein Glühweinstand durch die Finger flutscht. Sind wir so dekadent, weil wir es uns leisten können, oder leisten wir uns Dekadenz, weil sie uns davor bewahrt, uns nicht mit grundlegenden Fragen unseres Daseins beschäftigen zu müssen?

Advent, als Zeit des Wartens ist schon lange nicht mehr die stillste Zeit des Jahres, weil es dabei auch immer wieder um die Frage nach neuen Ladenöffnungszeiten geht. Brauchen wir sie wirklich, die vor allem von der Wirtschaft massiv eingeforderte Feiertags- und Sonntagsöffnungszeit, damit es nicht zu einer Kaufkraftabwanderung in Richtung Ausland kommt, oder können wir ohnehin nur soviel ausgeben wie wir gerade verdienen?
Doch Stopp, Trugschluss Nummer 2!!
Es gibt viel zu viel Geld in Bankinstituten, Versicherungsbranchen, Investmentinstituten,..., das brach liegt und nur geliehen werden muss, damit wir auch nach Weihnachten noch wissen, wofür wir das oder jenes gekauft haben. Nach Weihnachten beginnt ja eigentlich erst das große Fest des Umtausches unliebsamer Weihnachtsgeschenke.

Auch das gehört zum homo sapiens der Jetztzeit, dass er eigentlich mit dem, was ihm jemand schenkt nicht zufrieden ist. Wobei ich jetzt gar nicht hinterfragen möchte, mit wie viel Zeitaufwand, Liebe und Geduld das scheinbar beste Geschenk ausgewählt wurde, um einen lieben Mitmenschen zu Weihnachten zu beschenken. Wollen wir eigentlich noch überrascht werden? Im innersten unseres Herzens und unserer Seele, ja, aber das kann "Mensch" ja nicht sagen, weil er ansonsten als Weichei bezeichnet wird. Und wer möchte bitte mit dieser Etikette herumlaufen, wo doch von jedem verlangt wird, dass er nur ja nicht nachgibt, dass er nur ja nicht auf sein Recht verzichtet, sich nur ja nicht über den Tisch ziehen lässt, nur ja nicht ... vergisst Mensch zu bleiben!

Mittwoch, Dezember 06, 2006

Advent

Der gestrige Tag begann an und für sich so normal wie jeder andere. Ich selbst war Aufsicht führender Lehrer vor Unterrichtsbeginn und schlenderte durch die Klassen. Unsere Schüler beschäftigten sich entweder mit sich selbst oder miteinander.
Inzwischen läutete in der Direktion einige Male das Telefon, wobei einige Eltern ihr Kind zum Mittagessen für die Nachmittagsbetreuung anmeldeten, während andere wieder es krank meldeten. Ein aufgeweckter Bub der 1.Klasse kam plötzlich auf mich zugelaufen und rief: "Herr Direktor, es brennt, die Feuerwehrsirene heult!" Ich meldete mich schnell bei meinen Kolleginnen ab und lief ins benachbarte Feuerwehrhaus. Über die Funkleitzentrale wurden wir zu einem technischen Einsatz gerufen, was so viel heißt, dass es sich nicht um einen Brand, sondern um einen Autounfall handelte. Die Fahrzeugführer starteten die Feuerwehrautos während wir uns noch in die Einsatzuniform zwängten. Und bald darauf ging es ab in Richtung angegebenen Unfallort. Beim Eintreffen wartete bereits die Polizei auf uns. Ein Auto hatte sich überschlagen und lag abseits der Hauptfahrbahn auf dem benachbarten Radweg. Im Auto selbst befand sich niemand mehr. Von den anwesenden Polizisten erfuhren wir, dass es Gott sei Dank nur leicht Verletzte gegeben hatte, die bereits von der Rettung ins Krankenhaus gebracht worden waren. Unsere Aufgabe bestand lediglich darin, die Hauptfahrbahn von leichten Ölspuren zu reinigen und das auf dem Dach liegende Auto zum Abtransport bereit zu stellen. Nach nur einer halben Stunden konnten wir wieder ins Feuerwehrhaus einrücken und der Feuerwehralarmzentrale die Einsatzbereitschaft als hergestellt melden.
Warum ich das erzähle? Weil es einfach gut tut, wenn es nicht Schwerverletzte oder gar Getötete bei Unfällen gibt. Autos, Häuser, Gegenstände sind ersetzbar, Menschen allerdings nicht. Und daher verstehe ich die heutige Geschichte als eine Art moderne Adventgeschichte, bei der es Gott sei Dank zu einem guten Ende gekommen ist.