Sonntag, November 26, 2006

Eine Hypothese wartet auf Bestätigung

Ein langes Wissenswochenende ist zu Ende gegangen, und ich fühle mich irgendwie erleichtert, aufgrund der abgelegten Klausur. Es ist so, als ob eine schwere Last von mir genommen worden wäre, obwohl es eigentlich fast "kindisch" klingt, wenn man das als erwachsener Mensch sagt.
Aber, und das ist das Spannende an diesem Studium, es ist einerseits eine Herausforderung und andererseits ein Vergnügen für mich, die Wochenden an der FH zu verbringen. Es tut auch gut, dass ich dort Menschen treffe, die ich zwar erst seit genau drei Monaten kenne, mit denen ich aber so umgehe - und sie natürlich auch mit mir - als ob wir uns schon viele Jahre kennen würden.
Liegt es an den gleichen Interessen und Intentionen, das es so ist, oder steckt auch etwas anderes dahinter?
Ich stelle nun einmal die Hypothese auf, dass es nicht nur das gemeinsame Lerninteresse ist, das uns verbindet, sondern allmählich entwickelt sich auch so etwas wie ein Wir-Gefühl, das uns alle umgibt und das uns allen, so glaube ich zumindest, sehr gut tut.
Nachdem ich heute einen Forumeintrag für eine gemeinsame Weihnachtsfeier gesetzt habe, zeigt sich auch hier durch die Zustimmung vieler Kolleginnen und Kollegen eine fast "kindliche Naivität" (im positiven Sinn gemeint), was meine soeben aufgestellte Hypothese auch ein wenig bestärkt.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen in drei Wochen, vor allem aber auch auf die gemeinsame Weihnachtsfeier und darauf, dass meine aufgestellte Hypothese von der Realität bestätigt wird!

Sonntag, November 19, 2006

Wissensarbeiter wissen nichts über arbeitsfreie Sonntage!

Der Sonntag, vom religiösen Standpunkt aus betrachtet, der Tag des Herrn, trivial gesehen, ein arbeitsfreier Tag. Aber nur rein theoretisch!
Für Wissensarbeiter ist der Sonntag ein Tag, wie jeder andere, weil er die Möglichkeit zur Vorbereitung, Aufbereitung und Nachbereitung von Lehrstoff bietet. Vorbereitet wird vor allem der termingesteuerte Ablauf der Arbeitswoche, das WANN, aufbereitet wird das WAS und WIE, d.h. die Methode mit der der Lehrstoff dargeboten werden soll; und nachbereitet wird die abgelaufene Schulwoche, indem Notizen gemacht werden, ob und wie weit die Schülerinnen und Schüler den dargebotenen Content verinnerlicht haben. Diese Tätigkeiten laufen in einem Workflow ab, der genau regelt, wer was wann wie und wozu zu tun hat.
Derzeit ist mein Kopf schwer von verschiedensten Begriffen aus der Welt der angewandten Informatik, sodass ich eigentlich nicht sehr kreativ denken kann, da meine Kapazitäten für die bevorstehende Klausur herhalten müssen. Aber, und das ist der Lichtblick im Wortgewirr von ERP-CMS-WCMS-DAM-DOCUMENT LIFE CYCLES, heute in einer Woche ist die Anspannung vorbei, sodass einigermaßen wieder Normalität einkehrt und auch der Wissensarbeiter wahrnimmt: Es gibt sie doch noch - die arbeitsfreien Sonntage.

Donnerstag, November 16, 2006

Ein Recht auf Familienleben

Es sind nun fast zwei Wochen vergangen, seit ich das letzte Mal etwas in mein Weblog eingetragen habe. Es ist nicht so, dass ich nichts zu sagen hätte, aber es fehlt mir einfach die Zeit dazu.
Für alle Lehrveranstaltungen sollen wir unsere Beiträge auf die Plattform stellen, sollen Übungen durchführen, Börsenkurse vergleichen und diese dann auch noch in Englisch posten.
Es ist einfach viel, was da auf einen hereinbricht. Wer glaubt, dass ein berufsbegleitendes Studium eine "gmahde Wies´n" ist, der sollte sich das einmal antun, bevor er irgend jemanden gute Ratschläge erteilen will.
Erzähle ich dann unter Freunden, dass ich mit dem Studium zeitlich und auch inhaltlich ziemlich stark eingedeckt bin, werde ich nur belächelt. Dabei handelt es sich bei den Kommentatoren selbst um so genannte Wissensarbeiter, die ja wissen sollten, dass Wissensarbeit mühsam und zeitaufwändig ist.
Was mir jedoch derzeit am meisten fehlt, ist der manuelle Ausgleich zu meiner täglichen kopflastigen Arbeit, den ich für meine innere Balance brauche. Außerdem ist es eigentlich erschreckend, wie sehr ich mich von diesem Studium einengen lasse und dabei vielfach vergesse, dass es um mich herum auch noch Menschen gibt, die ein Recht auf ein erträgliches Familienleben haben.
Ich freue mich schon jetzt auf Weihnachten!

Sonntag, November 05, 2006

Wenn Menschen "heimgehen" dürfen

Die letzten Tage waren ein wenig bedrückend, da ich einen sehr lieben Menschen verloren habe.
Obwohl ich darauf eingestellt war, ist das Gefühl, das einen umgibt, irgendwie unheimlich.

Es liegt gewiss auch daran, dass es in unserer Leistungsgesellschaft keinen Platz für Trauerarbeit gibt. Normalerweise schieben wir unsere Kranken und Alten in Krankenhäuser, Altenheime und Hospize ab, damit wir uns nicht mit Krankheit und Tod auseinandersetzen müssen. Aber gerade in der Auseinandersetzung mit diesen beiden elementaren Zuständen sehe ich die Chance, Leben und Sterben als ewas Normales, Allgegenwärtiges zu betrachten.
Der Tod hat durchaus auch etwas Positives an sich, weil er auch Erlösung im wahrsten Sinne des Wortes bringt. Erlösung von Qualen, von Ungerechtigkeiten, von Trauer, von Schmerz und von Menschen.
Während wir Lebenden um unsere Sterbenden trauern und weinen, erfahren sie bereits, was es bedeutet, "heimgehen", auf die andere Seite wechseln zu dürfen.

Dieses Schwellenerlebnis hatte auch meine verstorbene Tante. Am Morgen jenes Tages, an dem sie gegen Abend verstorben ist, hatte sie noch eine Bitte, die darin bestand, dass wir ihr die Brille geben sollten. Als sie diese aufgesetzt hatte, blickte sie in Richtung links oben. Auf die Frage, was sie denn sehe, nannte sie nur die Namen ihrer beiden verstorbenen Männer. Dabei hatte sie ein sehr entspanntes und zufriedes Gesicht und zeigte keinen Anschein von Angst oder Schmerzen. Bis zum Abend brachte sie keinen Ton mehr hervor und starb ruhig im Kreise ihrer Liebsten.
Für mich zeigt dieses Erlebnis, dass es nichts Schöneres für einen Menschen geben kann, als in Würde gehen zu dürfen. Ich wünsche mir, dass ich selbst auch einmal diese Erfahrung machen darf.

Mittwoch, November 01, 2006

Allerheiligen

Allerheiligen, das Fest unserer zahlreichen Heiligen und Seligen, das Fest, an dem unsere Kinder zu den Verwandten um das Allerheiligenstriezel gehen. Kinder sind selig, wenn sie Schokolade oder vielleicht sogar ein kleines Geschenk bekommen.
Wann sind wir Erwachsene eigentlich selig? Wann fühlen wir uns selig? Wollen wir eigentlich heilig sein, oder scheinen wir es uns nur einzubilden? Ist Heiligkeit in unserer heutigen Zeit noch erstrebenswert? Wie gelangt man zur Heiligkeit?
Allerheiligen ist auch das Fest, an dem wir Lebenden die Gräber unserer lieben Verstorbenen aufsuchen. Wir zünden Kerzen am Grab an, bringen Blumen und beten still für unsere Toten.
Stimmt uns der Ort des Friedens, wie Friedhöfe gerne bezeichnet werden, ein wenig darauf ein, das wir auch einmal an diesem Ort unseren ewigen Frieden finden werden, oder ist es nur eine Kulthandlung ohne tieferen Sinn?
Für mich bedeutet dieses Fest immer wieder: Feiere und freue dich mit deiner Familie und deinen Freunden über jeden Tag, den du mit ihnen gemeinsam erleben darfst, aber verehre die Toten, die uns vorausgegangen sind und die auf uns warten.