Dienstag, Januar 08, 2008

Hurra, ich lebe noch!

Am letzten Tag des Jahres, also am Silvestertag, besuchte ich die traditionelle Jahresabschlussmesse in unserer Pfarrkirche. Obwohl ich nicht sehr regelmäßig die Messen besuche, ist es mir am letzten Tag des Jahres doch ein Bedürfnis, die Messe mit vielen Bekannten, Freunden und Mitbewohnern zu feiern.
Vielleicht liegt der Grund dafür auch darin, dass der Pfarrer während der Messe eine Art Rechenschaftsbericht über das abgelaufene Jahr gibt. Dieser bezieht sich einerseits auf die finanziellen Belange und andererseits auf die menschlichen. Ob es nun 20 000 Euro oder mehr sind, die im abgelaufenen Jahr bei diversen Festen, Kollekten,... eingenommen wurden, ist eigentlich nicht wirklich relevant. Relevant wird der Bericht, wenn der Geistliche die menschlichen "Highlights" aufzählt, wobei sich Erfreuliches mit Unausweichlichem, Endgültigem und mitunter Tragischem paart.
Es durchzuckt mich Jahr für Jahr, wenn ich die Namen der "von uns Gegangenen" höre und mir die Gesichter vergegenwärtige, die ich alle sehr gut kannte und deren Lächeln mich eine gewisse Zeit lang begleitete.
Je älter ich werde, umso eindringlicher bemerke ich, dass die Jahrgänge, die dieses "Hinübertreten in die andere Welt" betrifft, immer näher an mein Geburtsjahr heran kommen.

Und hier stellt sich für mich die alles entscheidende Frage: Warum trifft es gerade die, die es trifft? Gibt es Gerechtigkeit vor dem Tod oder im Tod?

Es gibt keine Antwort auf diese Fragen, weil sie so nicht gestellt werden dürften. Die Frage sollte lauten: Habe ich von diesen Menschen, die ich so gut kannte, die aber leider nicht mehr unter uns sind, all ihre Stärken und Schwächen wahr genommen, habe ich sie während ihres Daseins ernst genommen, akzeptiert? Waren sie mir in irgend einer Art und Weise ähnlich, habe ich sie bewundert, belächelt, verhöhnt?
Erst wenn ich gelernt habe darüber zu reflektieren was war, warum es war und wie es war, erst dann darf ich mit Recht sagen: Hurra, ich lebe noch!

Montag, März 19, 2007

Lernen um zu leben

Das Leben spielt die tollsten Geschichten; es fordert uns jeden Tag heraus, aus dem Alltagstrott zu treten und mit unseren Mitmenschen zu kommunizieren. Es ist spannend, manchmal anstrengend und lustig zugleich, egal, ob man sich mit Erwachsenen oder Kindern einlässt.

Die tägliche Arbeit mit Kindern stellt für mich die größte Herausforderung dar.
Kinder sind spontan, direkt, ehrlich, unvoreingenommen, wortgewaltig und sehr kreativ, wenn man es zulässt.

Sie werden sprach l o s und introvertiert, wenn man sie ständig kritisiert und maßregelt.

Kinder brauchen und wollen auch Orientierung, die wir Erwachsene ihnen geben können aber auch geben müssen. Es liegt in unserer Verantwortung, ob wir kritische Menschen heranziehen wollen oder "Ducksmäuser", die zu "Jasagern" werden, wenn sie nie lernen durften, welche Vielfalt das gemeinsame Miteinander bietet.

Erst durch diese Auseinandersetzung mit dem Leben in Gemeinschaft entstehen Meinungen, Werte, Haltungen und Normen, die es uns ermöglichen, miteinander in Frieden, sozialer Gerechtigkeit und Freiheit zu leben, indem wir den Mitmenschen tolerieren, annehmen und zulassen. Junge Menschen müssen lernen miteinander auszukommen, einander zu verstehen, aufeinander zuzugehen, wenn nötig auch ausweichen, damit jeder sich selbst findet.

Ich bin erst Mensch, wenn ich den anderen sein lasse, wie er ist und nicht so, wie ich ihn gerne hätte. Unter dieser Maxime versuche ich meine tägliche Arbeit mit Kindern zu verstehen und zu meistern.

Donnerstag, Januar 04, 2007

Hier und jetzt

Es ist mittlerweile das neue Jahr da, aber irgendwie habe ich es ncoh nicht so richtig realisiert, da es für die FH sehr viel Arbeit gab/gibt, die nicht nur zeitraubend war und auch noch ist, sondern die auch teilweise - zumindest für mich - uninteressant ist. Viele neue Begriffe sind aufgetaucht, mit denen ich nicht wirklich etwas anzufangen weiß. Vielleicht erkenne ich den Sinn dieser Begriffe und Vorlesungen erst zu einem späteren Zeitpunkt oder vielleicht auch nie. Aber das ist, glaube ich, auch nicht so wichtig.
Prioritäten setzen, diese fokussieren, aber nicht an Dingen hängen bleiben, die nicht dazu gehören, damit nicht unnötige Energien vergeudet werden.

Eine sehr liebe Studienkollegin hat - sicherlich auch aufgrund der Fülle unserer Weihnachtshausaufgaben - aufgegeben. Sie hat sich diesen Schritt sicherlich sehr gut und reiflich überlegt. Ich akzeptiere ihre Entscheidung voll und ganz und verstehe ihren Entschluss, da er sehr mutig ist. Mutig deshalb, weil sie sich gewiss von einigen Menschen ihrer unmittelbaren Umgebung anhören wird können, dass sie versagt hat. Solche Menschen zählen zur unliebsamen Sorte der Neider, die es in unserer Raubtiergesellschaft leider unzählige gibt.

Für mich zählt sie aber zu jenen Menschen, vor denen ich Respekt habe, da sie ja ohnehin eine Persönlichkeit ist, die es nicht notwendig hat, sich mit einem Titel den Namen aufbessern zu müssen. Sie hat für sich Prioritäten gesetzt, die für sie wichtig und jetzt entscheidend sind, denn wir leben nun einmal im Hier und Jetzt, auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen.

Jetzt und Hier habe ich das Bedürfnis, darüber zu schreiben und daher sind diese Gedanken auch hier und jetzt entstanden.

Pia, ich danke dir für deine typische Art, dich auszudrücken, für dein Sein, das nur du so ausdrückst, wie du es eben ausdrückst und auch dafür, dass du uns ein Stück unseres gemeinsamen FH-Lebens begleitet hast.

Mittwoch, Dezember 13, 2006

Bleibe Mensch, gerade heute!

Gestern fragte mich eine Kollegin, ob ich schon im Weihnachtsstress sei. Meine Antwort war schlicht und kurz, wozu?
Wir sehnen die Adventzeit herbei, freuen uns auf Weihnachten und wenn dann all das scheinbar Erhoffte eintritt, laufen wir wie aufgescheuchte Hühner umher, damit uns nur ja kein Sonderangebot und kein Glühweinstand durch die Finger flutscht. Sind wir so dekadent, weil wir es uns leisten können, oder leisten wir uns Dekadenz, weil sie uns davor bewahrt, uns nicht mit grundlegenden Fragen unseres Daseins beschäftigen zu müssen?

Advent, als Zeit des Wartens ist schon lange nicht mehr die stillste Zeit des Jahres, weil es dabei auch immer wieder um die Frage nach neuen Ladenöffnungszeiten geht. Brauchen wir sie wirklich, die vor allem von der Wirtschaft massiv eingeforderte Feiertags- und Sonntagsöffnungszeit, damit es nicht zu einer Kaufkraftabwanderung in Richtung Ausland kommt, oder können wir ohnehin nur soviel ausgeben wie wir gerade verdienen?
Doch Stopp, Trugschluss Nummer 2!!
Es gibt viel zu viel Geld in Bankinstituten, Versicherungsbranchen, Investmentinstituten,..., das brach liegt und nur geliehen werden muss, damit wir auch nach Weihnachten noch wissen, wofür wir das oder jenes gekauft haben. Nach Weihnachten beginnt ja eigentlich erst das große Fest des Umtausches unliebsamer Weihnachtsgeschenke.

Auch das gehört zum homo sapiens der Jetztzeit, dass er eigentlich mit dem, was ihm jemand schenkt nicht zufrieden ist. Wobei ich jetzt gar nicht hinterfragen möchte, mit wie viel Zeitaufwand, Liebe und Geduld das scheinbar beste Geschenk ausgewählt wurde, um einen lieben Mitmenschen zu Weihnachten zu beschenken. Wollen wir eigentlich noch überrascht werden? Im innersten unseres Herzens und unserer Seele, ja, aber das kann "Mensch" ja nicht sagen, weil er ansonsten als Weichei bezeichnet wird. Und wer möchte bitte mit dieser Etikette herumlaufen, wo doch von jedem verlangt wird, dass er nur ja nicht nachgibt, dass er nur ja nicht auf sein Recht verzichtet, sich nur ja nicht über den Tisch ziehen lässt, nur ja nicht ... vergisst Mensch zu bleiben!

Mittwoch, Dezember 06, 2006

Advent

Der gestrige Tag begann an und für sich so normal wie jeder andere. Ich selbst war Aufsicht führender Lehrer vor Unterrichtsbeginn und schlenderte durch die Klassen. Unsere Schüler beschäftigten sich entweder mit sich selbst oder miteinander.
Inzwischen läutete in der Direktion einige Male das Telefon, wobei einige Eltern ihr Kind zum Mittagessen für die Nachmittagsbetreuung anmeldeten, während andere wieder es krank meldeten. Ein aufgeweckter Bub der 1.Klasse kam plötzlich auf mich zugelaufen und rief: "Herr Direktor, es brennt, die Feuerwehrsirene heult!" Ich meldete mich schnell bei meinen Kolleginnen ab und lief ins benachbarte Feuerwehrhaus. Über die Funkleitzentrale wurden wir zu einem technischen Einsatz gerufen, was so viel heißt, dass es sich nicht um einen Brand, sondern um einen Autounfall handelte. Die Fahrzeugführer starteten die Feuerwehrautos während wir uns noch in die Einsatzuniform zwängten. Und bald darauf ging es ab in Richtung angegebenen Unfallort. Beim Eintreffen wartete bereits die Polizei auf uns. Ein Auto hatte sich überschlagen und lag abseits der Hauptfahrbahn auf dem benachbarten Radweg. Im Auto selbst befand sich niemand mehr. Von den anwesenden Polizisten erfuhren wir, dass es Gott sei Dank nur leicht Verletzte gegeben hatte, die bereits von der Rettung ins Krankenhaus gebracht worden waren. Unsere Aufgabe bestand lediglich darin, die Hauptfahrbahn von leichten Ölspuren zu reinigen und das auf dem Dach liegende Auto zum Abtransport bereit zu stellen. Nach nur einer halben Stunden konnten wir wieder ins Feuerwehrhaus einrücken und der Feuerwehralarmzentrale die Einsatzbereitschaft als hergestellt melden.
Warum ich das erzähle? Weil es einfach gut tut, wenn es nicht Schwerverletzte oder gar Getötete bei Unfällen gibt. Autos, Häuser, Gegenstände sind ersetzbar, Menschen allerdings nicht. Und daher verstehe ich die heutige Geschichte als eine Art moderne Adventgeschichte, bei der es Gott sei Dank zu einem guten Ende gekommen ist.

Sonntag, November 26, 2006

Eine Hypothese wartet auf Bestätigung

Ein langes Wissenswochenende ist zu Ende gegangen, und ich fühle mich irgendwie erleichtert, aufgrund der abgelegten Klausur. Es ist so, als ob eine schwere Last von mir genommen worden wäre, obwohl es eigentlich fast "kindisch" klingt, wenn man das als erwachsener Mensch sagt.
Aber, und das ist das Spannende an diesem Studium, es ist einerseits eine Herausforderung und andererseits ein Vergnügen für mich, die Wochenden an der FH zu verbringen. Es tut auch gut, dass ich dort Menschen treffe, die ich zwar erst seit genau drei Monaten kenne, mit denen ich aber so umgehe - und sie natürlich auch mit mir - als ob wir uns schon viele Jahre kennen würden.
Liegt es an den gleichen Interessen und Intentionen, das es so ist, oder steckt auch etwas anderes dahinter?
Ich stelle nun einmal die Hypothese auf, dass es nicht nur das gemeinsame Lerninteresse ist, das uns verbindet, sondern allmählich entwickelt sich auch so etwas wie ein Wir-Gefühl, das uns alle umgibt und das uns allen, so glaube ich zumindest, sehr gut tut.
Nachdem ich heute einen Forumeintrag für eine gemeinsame Weihnachtsfeier gesetzt habe, zeigt sich auch hier durch die Zustimmung vieler Kolleginnen und Kollegen eine fast "kindliche Naivität" (im positiven Sinn gemeint), was meine soeben aufgestellte Hypothese auch ein wenig bestärkt.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen in drei Wochen, vor allem aber auch auf die gemeinsame Weihnachtsfeier und darauf, dass meine aufgestellte Hypothese von der Realität bestätigt wird!

Sonntag, November 19, 2006

Wissensarbeiter wissen nichts über arbeitsfreie Sonntage!

Der Sonntag, vom religiösen Standpunkt aus betrachtet, der Tag des Herrn, trivial gesehen, ein arbeitsfreier Tag. Aber nur rein theoretisch!
Für Wissensarbeiter ist der Sonntag ein Tag, wie jeder andere, weil er die Möglichkeit zur Vorbereitung, Aufbereitung und Nachbereitung von Lehrstoff bietet. Vorbereitet wird vor allem der termingesteuerte Ablauf der Arbeitswoche, das WANN, aufbereitet wird das WAS und WIE, d.h. die Methode mit der der Lehrstoff dargeboten werden soll; und nachbereitet wird die abgelaufene Schulwoche, indem Notizen gemacht werden, ob und wie weit die Schülerinnen und Schüler den dargebotenen Content verinnerlicht haben. Diese Tätigkeiten laufen in einem Workflow ab, der genau regelt, wer was wann wie und wozu zu tun hat.
Derzeit ist mein Kopf schwer von verschiedensten Begriffen aus der Welt der angewandten Informatik, sodass ich eigentlich nicht sehr kreativ denken kann, da meine Kapazitäten für die bevorstehende Klausur herhalten müssen. Aber, und das ist der Lichtblick im Wortgewirr von ERP-CMS-WCMS-DAM-DOCUMENT LIFE CYCLES, heute in einer Woche ist die Anspannung vorbei, sodass einigermaßen wieder Normalität einkehrt und auch der Wissensarbeiter wahrnimmt: Es gibt sie doch noch - die arbeitsfreien Sonntage.